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Künstlerin Soshana - Still und geheimnisvoll
von Ann Capper, Gazette 18. Oktober 1969

Es ist eine Illusion. Was?
„Die Welt und alles was wir zu sein glauben“, sagt Soshana, deren Bilder derzeit in der Galerie Moos, in der Sherbrooke Street zu sehen sind.

Auf der Suche nach dem Sinn bereist Soshana die Welt. Die Skizzen für diese Ausstellung stammen aus Sibirien, der Mongolei, Tunesien, Laos, Thailand, Indien, Nepal, Afghanistan und Israel.

Still und geheimnisvoll, lässt Soshana ihre Bilder für sich sprechen. „Ich drücke alles durch meine Bilder aus. Wenn man sie betrachtet, kann man sehen, was ich sagen möchte.“

Soshanas Botschaften in Öl wurden auf der ganzen Welt gezeigt, in Peking, Zürich, Rio de Janeiro, New York, Mexiko, Paris und London.

Ihre Bilder kann man in den privaten Sammlungen geschätzter Persönlichkeiten unserer Zeit finden, einschließlich des Philosophen Jean-Paul Sartre, Adlai Stevenson und Peggy Guggenheim.

Jedoch hat die internationale Anerkennung ihre Vision nicht getrübt. Die Künstlerin, die die meditative Stille indischer Ashrams genießt, hat einen außergewöhnlichen Einblick in die von Verzweiflung geprägten Aspekte der Menschheit gewonnen.

Ein Beispiel dafür ist der visuelle Schock, den das Bild "Street in New York" [Straße in New York] verursacht. Darin starren geisterhafte Gesichter von dunklen Wolkenkratzern herab auf eine einsame, dünne Gestalt auf der Straße.

Verlassenheit dominiert viele Bilder Soshanas. „Die Welt leidet unter einem Mangel an Liebe und Warmherzigkeit“, sagt sie.

Frostige Einsamkeit ist auch das Thema von "Alone in Sinai" [Allein in Sinai]. Reale Gesichter und Gestalten drängen sich in der Wüste, in Erinnerung an die verkrümmte Gestalt, die auf dem Sand umherwanderte.

Soshana, die all ihre Bilder aus ihrer Erinnerung malt, sagt, "Eigentlich finde ich diese Gesichter in der Natur."

Die Künstlerin bedient sich eines surrealistischen Stils, den man als persönlichen, emotionellen Ausdruck beschreiben kann, der eine andere Welt realer erscheinen lässt als die normale.

Der surrealistische Ansatz ist klar sichtbar in einem Bild namens "Mexico". Eine Illusion von Menschen und Tieren durchstreifen die Weiten der Wüste. Bei genauerer Betrachtung ist es schwer zu sagen, welche Gesichter real und welche imaginär sind.

Vielleicht ist alles eine Illusion, wie Soshana sagt.

In der Galerie Moos sind auch Soshanas impressionistische Gemälde zu sehen. "Tiberias" fängt das tiefe Blau und die violette Stimmung des Meeres in Israel ein. Aber es ist nicht ruhig, unter der Oberfläche bewegt es sich und lässt Kräfte erahnen, die stärker sind als wir.

Ein weiteres impressionistisches Werk ist das Porträt des Künstlers Adolphe Gottlieb. Die schwarzen Pinselstriche, welche die Charakterzüge des verzerrten Gesichtes formen, zeugen von Soshanas Verdruss mit ihrem Thema.

Der Ferne Osten hatte großen Einfluss auf Soshanas Stil. Eines der am stärksten von orientalischen Motiven beeinflussten Bilder ist "Flying Fish" [Fliegender Fisch], mit seinen Arabesken in gelb, grün und weiß auf dunkelblauem Hintergrund.

Ob Ferner Osten oder Mexiko - Soshanas Bilder vermitteln die Botschaft einer bestimmten Wahrheit dieser Welt.